Kategorie-Archiv: Allgemein

17. Mai 2021

Montageoptimierung mit MTM

An welche Dinge aus Ihrem Studium oder Ihrer Ausbildung erinnern Sie sich noch? Was davon war hilfreich, haben Sie später immer wieder gebraucht? Vieles bestimmt nicht, aber ein paar Dinge haben sich als erstaunlich nützlich erwiesen.

Als ich im Jahr 2002 meinen ersten MTM Kurs gemacht habe, hatte ich noch keine Ahnung davon, dass dies eine der nützlichsten Dinge sein würde, die ich bis dato gelernt hatte. MTM ist die Abkürzung für Methods Time Measurement; ein System vorbestimmter Zeiten, mit dem man menschliche Bewegungsabläufe analysieren kann. Dabei schaut man sich die Abläufe im realen Betrieb (oder auf Video) an, zerlegt sie in einzelne standardisierte Elemente und erstellt daraus ein Ablaufprogramm. Da für alle verwendbaren Bewegungsbausteine wissenschaftlich erarbeitete Zeiten verfügbar sind, kann man aus dem Ablauf wiederum eine Zeit ableiten, eben die vorbestimmte Zeit, die dieser Klasse von Methoden seinen Namen gibt.

Der Einsatz von MTM hat drei große Vorteile gegenüber anderen Verfahren der Arbeitszeitanalyse:

  • die Zeiten wurden wissenschaftlich ermittelt, so dass es keine Uneindeutigkeit über die individuell beobachteten Zeiten geben kann.
  • es können Montagezeiten für Arbeitsplätze erarbeitet werden, die noch in der Planungsphase sind (=keine Beobachtung am laufenden Arbeitsplatz erforderlich)
  • Über die Beschäftigung mit den Zusatzzeitbausteinen von MTM (Weglängen, Kraftaufwand, schwieriges Aufnehmen, usw.) können alleine anhand der schriftlichen Analyse Montagezeitverbesserungen erarbeitet werden.

Gerade der letzte Punkt ist eine hervorragende Möglichkeit zur Verbesserung von Montagesystemen. Und damit zur Verbesserung des Engpassprozesses. Und damit zur Glättung eines Taktgebirges. Mit MTM können Sie genau dort an Verbesserungen arbeiten, worum es bei Lean im Kern geht: der Vereinfachung und Verschlankung Ihrer wertschöpfenden Prozesse.

Wenn Sie bisher noch keinen Kontakt mit MTM hatten, finden Sie auf mtm.org weitere Informationen und Trainingsangebote.

23. April 2021

Vorlage Wertstromdesign überarbeitet

Mit leandirekt.de haben Sie jederzeit Zugang zu den wichtigsten Vorlagen und Arbeitshilfen zur Produktivitätssteigerung und Durchlaufzeitreduzierung. Nachdem sich in meinem letzten Workshop gezeigt hat, dass die Bedienung der leandirekt Wertstromdesign Vorlage etwas umständlich ist (mehrfach gruppierte Objekte, überlagerte Ebenen), habe ich die Powerpoint-Vorlage vereinfacht. Das Aussehen ist gleich geblieben. Aber die Bedienung sollte nun intuitiver sein. Probieren Sie es doch gleich einmal aus:

leandirekt.de/service/vorlagen-und-checklisten/

Wer sich bereits im leandirekt-Vorlagenbereich registriert hat, kann den alten Zugangslink selbstverständlich weiter verwenden.
Wie gefällt Ihnen die überarbeitete Vorlage? Schreiben Sie mir gerne unten einen Kommentar.

Viel Erfolg beim (Wertstrom) Optimieren wünscht Ihnen
Oliver Grimm

1. April 2021

#readytohelp 2021

Als ich heute morgen die Nachrichten gelesen habe, war die erste Meldung, dass mit sogenannten Null-Totraum-Spritzen eine weitere Dosis Impfstoff aufgezogen werden kann. Das ist gut und wird bestimmt helfen, den derzeitigen Impfstoffmangel etwas zu entschärfen. In dem Artikel wird eine Verbesserung von 16% genannt. In vielen Ländern werden diese Spritzen schon eingesetzt.

Noch besser ist, dass man solche Ideen systematisch erarbeiten kann. Das geht z.B. mit Methoden aus dem Lean Baukasten, wie sie von vielen Lean-Experten wie mir erfolgreich seit Jahren eingesetzt werden.

Aus diesem Grund erneuere ich mein #readytohelp-Angebot vom November 2020:

Kennen Sie eine Organisation oder einen Verein, der gerade jetzt in der Corona-Zeit mit wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr leisten muss? Gerne unterstütze ich dort mit meinem Wissen und meiner Erfahrung, damit wir den Menschen schneller helfen können.

ja, kostenlos 🙂

Und um eine Sache vorweg klarzustellen: es geht nicht darum, dass Leute eingespart werden oder jemand eine Ausrede dafür hat, dass dringend benötigtes zusätzliches Personal nicht eingestellt wird. Es geht einfach darum, schneller zu werden, damit Ihre Organisation mehr Menschen helfen kann.

Denn Durchlaufzeit und Lean und Exzellenz sind nicht nur Themen in Produktion und Logistik, sondern überall dort, wo Menschen mit Leidenschaft etwas leisten.

Wem darf ich helfen?
Wer von Euch Kolleginnen und Kollegen ist dabei?

Schreiben Sie mir auf xing oder Linkedin.

7. Januar 2021

Visualisierung von Produktionsdaten mit Business-Intelligence-Software

Verbesserungen von Produktionsabläufen sollten immer auf Grundlage von Daten geschehen. Datenanalyse schafft die Voraussetzungen dafür, dass Muster erkennbar und die wichtigsten Probleme fokussiert werden.

Die Analyse von Produktionsdaten lässt sich dabei in drei Aufgaben zerlegen: Zunächst müssen die Daten erhoben/bereitgestellt/extrahiert werden, dann müssen sie aufbereitet werden und schließlich sollten die Daten so visualisiert werden, dass die gewünschten Erkenntnisse leicht gewonnen werden können. In vielen Unternehmen wird hierzu Excel eingesetzt als Standardwerkzeug, da Excel fast überall verfügbar ist, keine Extrakosten verursacht und die meisten Menschen, die sich mit Produktionssteuerung beschäftigen, es sowieso beherrschen. Das ist in vielen Fällen eine gute Lösung und bringt schnell erste Erkenntnisse. Nicht umsonst ist Excel das Arbeitspferd in vielen Konzernen und KMUs.

Interaktives Arbeiten mit Diagrammen

Nun gibt es zwei Anwendungen, bei denen es bessere Lösungen als Excel gibt. Die erste Aufgabe ist das interaktive Arbeiten mit Diagrammen. Unter interaktiv soll hierbei verstanden werden, dass in Diagramme hinein- und herausgezoomt werden kann, einfach Filter gesetzt werden können und vielfältige Möglichkeiten zur Visualisierung schnell verfügbar sind.

Hier kommen Business-Intelligence (BI)-Tools ins Spiel, die über genau diese Möglichkeiten verfügen. Außerdem sind solche BI-Tools besser als Excel in der Lage, große Datenmengen zu verarbeiten. Manchmal wird auch von Business Analytics gesprochen; einen Vergleich dieser beiden Begriffe findet man z.B. hier.

Tableau als De-facto-Standard für BI

Als De-facto-Standard für BI-Software hat sich in den letzten Jahren Tableau etabliert. Es ist einfach zu bedienen, lässt sich leicht mit den wichtigsten Datenbanksystemen verbinden und bietet ansprechende Visualisierungsmöglichkeiten. Der Preis liegt bei 70$ im Monat pro Benutzer, wobei sowohl eine Desktop-Anwendung als auch eine SaaS-Lösung in der Cloud verfügbar sind. Eine kostenlose Probeversion von Tableau ist ebenfalls verfügbar; hiermit können die Analyseberichte allerdings nur öffentlich gespeichert werden. Somit ist die kostenlose Variante keine Option für den betrieblichen Einsatz.

Alternative Business-Intelligence-Software

Als Alternative sei hier Zoho Analytics erwähnt. ZAnalytics bietet einen ähnlichen Funktionsumfang wie Tableau. Zudem ist die kostenlose Version dauerhaft nutzbar für bis zu 10.000 Datensätze. Dies reicht für viele Anwendungen im Produktionsumfeld von KMUs bereits aus. Auch die bezahlten Pläne von ZAnalytics sind deutlich günstiger als bei Tableau. Der Fairness halber sei aber erwähnt, dass Tableau einfacher zu bedienen ist und das reifere und optisch ansprechendere Produkt ist.

Automatisierte Diagrammerstellung

Am Anfang dieses Artikels hatte ich geschrieben, dass es zwei Anwendungen in der Visualiserung von Produktionsdaten gibt, in denen es bessere Lösungen als Excel gibt. In diesem Artikel ging es um den ersten Anwendungsfall: die interaktive Präsentation von Daten mithilfe von Business-Intelligence-Software. Der zweite Anwendungsfall ist die automatisierte Erstellung von Diagrammen. Dies kann z. B. im Rahmen von digitalen Shopfloor-Management-Boards zum Einsatz kommen. Außerdem bietet die hierzu verwendbare Software deutlich mehr Möglichkeiten, die Darstellung von Diagrammen nach eigenen Wünschen anzupassen, als dies mit Excel oder Tableau/BI möglich ist. Auch die IBCS-konforme Darstellung von Diagrammen ist mit automatisierter Diagrammerstellung möglich.

Den Artikel zu diesem Thema werde ich in den nächsten Tagen hier im leandirekt Blog veröffentlichen.

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16. Dezember 2020

Darstellung von Diagrammen

Wer regelmäßig in Projekten Daten auswertet, wird sich früher oder später auch mit der Datenvisualisierung beschäftigen. Die meisten von uns werden sicherlich bei Excel die Daten in der Tabelle markiert haben und auf „Neues Diagramm“ geklickt haben. Und wer war nicht schon einmal der Versuchung erlegen, die vielen Möglichkeiten auszuprobieren, die Excel bietet, um die Darstellung von Diagrammen anzupassen?

Fehlende Standards in der Visualisierung erschweren das Verständnis

Es empfiehlt sich aber aus zwei Gründen, bei der Darstellung von Daten auf die Einhaltung von Standards zu achten: Erstens wird das Verständnis erheblich erschwert, wenn gleiche Dinge auf unterschiedliche Weise dargestellt werden (und umgekehrt). Und zweitens führt die Verwendung unnötiger Designelemente regelmäßig zu einer Verwässerung der Aussage. Der Teufel steckt dabei oft im Detail.

Designstandards zur besseren Visualisierung von Daten

Abhilfe für dieses Problem können Designstandards schaffen, die für alle wichtige Aspekte der Visualisierung Empfehlungen geben. Ein gutes Beispiel sind die International Business Communication Standards (IBCS), die wichtige Gestaltungsregeln für Tabellen und Diagramme vorgeben. Es dauert ein wenig, die Regeln durchzulesen. Aber die investierte Zeit lohnt sich, da die Regeln gut begründet sind und regelmäßig mit Beispielbildern versehen sind.

Ebenso findet man dort im Bereich Templates viele Beispiele, wie gut gemachte Tabellen und Diagramme aussehen sollten. Leider gibt es auf der IBCS-Seite weder fertige xlsx-/pptx- Vorlagen zum Download, noch lassen sich Diagramme in Excel mit Bordmitteln überhaupt in dieser Form umsetzen. Aber die gezeigten Beispiele helfen in jedem Fall, die Qualität der eigenen Diagramme und Tabellen zu verbessern.

 

3. November 2020

ReadyToHelp

#readytohelp

In diesen Zeiten, wo die Corona Pandemie uns wieder im Griff hat, ist es wichtig, dass wir körperlichen Abstand halten. Genau so wichtig ist aber auch, dass wir einander nicht vergessen und unseren Mitmenschen zeigen, dass sie nicht alleine sind.

Im Frühling hatte die Providerplattform Malt vorgeschlagen, dass freie Beraterinnen und Berater ihr Profil mit dem Hashtag #readytohelp kennzeichnen, wenn Sie ihre Leistungen für gemeinnützige Vereine und Organisationen während der Corona Krise kostenlos zur Verfügung stellen. Sofort hatte ich mich damals für diese Aktion eingetragen.

Und nun im Herbst steht die zweite Corona Welle an. Viele Beraterinnen und Berater sind wie ich bereit zu helfen. Mit dem, was man am besten kann, kann man auch am Effektivsten helfen.

Kennen Sie eine Organisation oder einen Verein, der gerade jetzt in der Corona-Zeit mit wenigen Menschen mehr leisten muss ? Gerne helfe ich dort mit meinem Wissen und meiner Erfahrung dafür zu sorgen, dass mehr geleistet werden kann. Denn Lean und Excellence ist nicht nur ein Thema in Produktion und Logistik, sondern überall dort, wo Menschen mit Leidenschaft etwas leisten.

Schreiben Sie mir bitte, wenn ich helfen kann:

https://zfrmz.eu/gvjnpRcM1Lr3HYn7iBzO

Sind Sie selbst beratend tätig und möchten bei der Aktion mitmachen? Teilen Sie doch einfach das Hashtag in Ihrem Profil und in den sozialen Medien.

#readytohelp

 

1. Oktober 2020

Mit 5 Schritten zu mehr Output

Immmer wieder wahr: „Eine Sekunde, die man am Engpass verloren hat, ist eine Sekunde, die die ganze Fabrik für immer verloren hat“ (sinngemaß nach Eliyahu M. Goldratt).

Was ist der Engpass in Ihrem Prozess? Ist alles darauf ausgerichtet, dass der Engpassprozess optimal gestaltet ist und immer läuft?

Schon in Goldratts Buch „Das Ziel“ von 1984 drehte sich alles um diese einfache, aber fundamentale Aussage. Im Grunde baut die gesamte Theory of Constraints (TOC) von Goldratt auf diesem gesunden Menschenverstand auf:

  1. Finde heraus, was der Engpass ist.
  2. Sorg dafür, dass dieser Engpass immer in Benutzung ist.
  3. Richte alles auf diesen Engpass aus (auch auf Kosten anderer Prozesse).
  4. Weite den Engpass auf (schneller machen oder mehr parallele Kapazität).
  5. Gehe zurück zum Start.

Theory of Constraints

Diese „5 Fokussierungsschritte“ von Goldratt zwingen uns immer wieder, sich ausschließlich mit dem größten Problem zu beschäftigen, das eine Fabrik gerade hat. Wenn Ihr vorrangiges Ziel darin besteht, die Produktionsmenge zu erhöhen, ist TOC eine wunderbar einfache Methode dies zu erreichen.

Unerwünschte Nebenwirkungen der Theory of Constraints

Konsequent umgesetzt kann TOC aber zu Chaos in der Produktionssteuerung führen, wenn diese nicht regelmäßig an den veränderten Engpass angepasst wird. Welches Steuerungsprotokoll wähle ich in einem Fertigungsabschnitt? Welche Soll-Menge wähle ich bei den Pull-Abschnitten? Welche Terminfolge wähle ich bei den Push-Abschnitten? Diese Fragen müssen jedes Mal neu beantwortet werden, wenn sich der Engpass ändert. Die geeigneten Methoden hierfür sind die Taktanalyse und Taktoptimierung.

Theory of Constraints doch nicht einsetzen?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass TOC ein guter, einfacher Ansatz zur Kapazitätssteigerung ist, der jedoch durch eine stetige Anpassung der Produktionssteuerung begleitet werden muss. Jede gute Produktionsleiterin / jeder gute Produktionsleiter sollte sich beim Einsatz von TOC über dessen Nebenwirkungen im Klaren sein. Sollte man TOC deshalb nicht einsetzen? Doch, auf jeden Fall! Aber wie bei einem starken Medikament mit vielen Nebenwirkungen sollte man sich der Nebenwirkungen bewusst sein. Oder gleich ein zweites Medikament zur Reduzierung der Nebenwirkungen einsetzen (Anpassung der Produktionssteuerung). Wer das nicht tut, sollte später nicht über seine Bauschmerzen klagen.