Archiv für den Monat: September 2020

28. September 2020

Einfach mehr produzieren – mit der richtigen Abtaktung

Beim Abtakten von Fertigungslinien geht es darum, für die verschiedenen Prozessschritte eines Wertstroms die Prozesstakte so zu gestalten, dass einerseits der Gesamtoutput der Fertigung maximiert wird und andererseits die Produktionssteuerung dazu passt. In Beratungsprojekten erlebe ich in der Praxis immer wieder zwei Probleme dabei:

Nettotakt ist nicht gleich Bruttotakt

Erstens werden bei der Taktanalyse zwar regelmäßig die Nettotakte der Maschinen berücksichtigt, vielleicht auch noch die Anzahl paralleler Maschinen, nicht aber der Ausschuss, die technische Verfügbarkeit und die geteilte (organisatorische) Verfügbarkeit von Maschinen, die Teil von mehreren Wertströmen sind. Das Ergebnis ist dann eine Taktanalyse, die wenig mit dem zu tun hat, was die/der Produktionsverantwortliche auf dem Shopfloor sieht. Als Konsequenz daraus wird das Ergebnis der Taktanalyse nicht akzeptiert und die Methode an sich infragegestellt.

Die Taktfolge zieht eine bestimmte Produktionssteuerung nach sich – nicht umgekehrt!

Das zweite Problem, das ich oft bei der Taktanalyse beobachte, ist ein fehlender Abgleich zwischen der Taktanalyse und der eingesetzten Produktionssteuerung. Ein geübter Industrial Engineer kann aus dem Bild einer Taktanalyse herauslesen, welche Produktionssteuerungsarten an welchen Stellen des Wertstroms eingesetzt werden sollten. Beispielsweise ergibt sich zwischen einem kurzen Takt und einem längeren Takt ein Stau, der durch eine geeignete Zuflusssteuerung begrenzt werden muss. Geschieht dies nicht (und verlässt man sich z. B. ausschließlich auf MES- oder SAP-Terminlisten), bilden sich sehr schnell „hidden Factories“ heraus, in denen die Mitarbeiter vor Ort selbst versuchen, sich irgendwie zu organisieren. Denn „das, was der Computer sagt, funktioniert eh nie“.

Vorlage Taktanalyse Screenshot

Richtig Abtakten mit einer besseren Vorlage und mehr Hintergrundwissen

Zur Lösung des ersten Problems empfehle ich, eine Vorlage für die Taktanalyse zu verwenden, die die technischen und organisatorischen Taktverluste berücksichtigt. Solch eine Vorlage finden Sie z. B. hier bei leandirekt im Vorlagenbereich.

Zur Lösung des zweiten Problems empfehle ich Ihnen, sich tiefer mit den Themen Taktanalyse und vor Allem Taktoptimierung zu beschäftigen. Das passende Training finden Sie hier:

https://www.leandirekt.de/termine/

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, mit einfachen Mitteln mehr zu produzieren.

22. September 2020

Lieferengpass bei Headsets

Nach einem halben Jahr mit Corona und sehr vielen Videocalls ist vor zwei Wochen mein gutes altes Philips Headset kaputtgegangen. Nachdem bereits ein paar Tage zuvor das Mikrofon aus der Halterung gefallen war und ich es noch für ein paar Tage mit Klebeband fixieren konnte, war nun endgültig der Zeitpunkt gekommen, an dem ein neues Headset her musste. Obwohl mir ein Kunde vor einigen Wochen erzählt hatte, dass es zurzeit Lieferschwierigkeiten bei Headsets geben würde, konnte ich es kaum glauben. Aber in der Tat war es schwierig, ein gutes Headset kurzfristig zu bekommen.

Sennheiser SC 60Meine Vorauswahl fiel dabei auf die Firmen Plantronics, Jabra und Sennheiser. Von Jabra stammt mein aktuelles Bluetooth Headset für das Mobiltelefon und da ich damit recht zufrieden bin, schaute ich zunächst dort nach einem passenden Modell. Leider betrug die Lieferzeit für das gewünschte Modell bei allen vertrauenswürdigen Lieferanten 6 Wochen, ebenso für ein ähnliches Modell von Plantronics.

Am Ende habe ich mich dann für ein Modell von Sennheiser entschieden, das SC60. Es ist leicht aber dennoch stabil, verfügt über einen USB-Anschluss mit Lautstärkeschalter und Mute-Button. Das Mikrofon ist in beide Richtungen schwenkbar und (für mich ein wichtiges Kriterium) man kann Ersatzohrstöpsel kaufen. Die Aufnahmequalität des Mikrofons ist deutlich besser als mit dem alten Philip Headset. Und: Es war das einzige, das mit nur wenigen Tagen Lieferzeit noch bei einem Callcenter-Versandhändler in Frankreich verfügbar war. Unglaublich!

Wer also ein einfaches, aber gutes Headset für Videocalls sucht, dem kann ich das Sennheiser SC60 wärmstens empfehlen. Derzeit muss man bei den meisten Anbietern immer noch mehrere Wochen auf ein gutes Headset warten. Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein neues Headset zu kaufen, sollte besser früher als später eins bestellen.

16. September 2020

Lean-Projektmanagement: einfach machen!

Zum Abschluss dieser Miniserie werde ich zusammenfassen, worauf es beim Projektmanagement in Lean-Projekten ankommt. In den ersten drei Teilen bin ich vor allem auf den (1) fachlich-formalen Projektauftrag, das (2) Risikomanagement und das (3) persönliche  Wiedervorlagesystem eingegangen. Aber genügt das schon, um ein effektives Projektmanagement von Lean-Themen zu betreiben?

Aus meiner Sicht: ja! Und zwar aus zwei Gründen:

Erstens geht es beim Projektmanagement darum, mit möglichst einfachen Mitteln sicherzustellen, dass das richtige Ziel von Anfang an (–> (1) Projektauftrag) verfolgt wird und weder ungeplante Ereignisse (–> (2) Risikomanagement) noch die eigene Unorganisiertheit (–> (3) Wiedervorlagesystem) den Projektleiter davon abhalten.

Zweitens bin ich der festen Überzeugung, dass es Lean-Projekten guttut, die Lean-Prinzipien, die wir Lean-Experten selbst immer wieder einfordern, auch auf unsere eigenen Projekte anzuwenden. Als Rahmen zur Einführung von Lean hat sich die strikte Ausrichtung auf die Optimierung des Material- und Informationsflusses bewährt. Und als Verbesserungsmethode lehrt uns PDCA, immer wieder das bisher Erreichte abzusichern. Genau diese beiden Lean Prinzipien, das Im-Fluss-Bleiben (=Wiedervorlagesystem) und das Risikomanagement sind daher auch für das Projektmanagement von Lean-Projekten essentiell.

Lean Projektmanagement

Und was ist mit Zeitplänen, Lenkungsausschüssen, Aufgabenbeschreibungen, Kostenplänen, Budget- und Terminerreichungsreporting?

Das können Sie alles machen und ich sage auch nicht, dass es schlecht ist. Einige Organisationen fordern sogar explizit, dass diese Projektsteuerungsmittel eingesetzt werden. Falls dies so ist, sollten Sie sich natürlich daran halten. Denn „Wert ist, was der Kunde bezahlt“, sagt schon eine alte Lean-Weisheit. Aber stellen Sie sich und Ihrem (externen oder internen) Kunden durchaus einmal genau diese Frage: Sind Sie bereit, für ein bestimmtes Projektsteuerungsmittel zu bezahlen? Wenn die Antwort hierauf kein klares „Ja“ ist, sollten Sie sich ernsthaft fragen, ob das Steuerungsmittel oder Dokument wirklich erforderlich ist.

Und was ist, wenn ich ein Lean-Thema/-Projekt agil steuern möchte?

Dann tun Sie es! Projektauftrag und Wiedervorlagesystem zusammen sind im Prinzip das Gleiche wie das Product Backlog bei Scrum. Und das Risikomanagement wird bei Scrum dadurch ersetzt, dass die Sprints viel kürzer aus klassische Projektphasen sind. Erfahrene Scrum Master empfehlen natürlich trotzdem ein irgendwie geartetes Risikomanagement, um nicht zu lange in die falsche Richtung zu laufen. Zwischen einem flussorientierten, minimalen Projektmananagement und einem agilen Ansatz sind die Unterschiede kleiner, als man vielleicht vermuten würde.

Zum Abschluss dieser Miniserie zum Projektmanagement von Lean-Projekten wünsche ich Ihnen viel Erfolg beim Umsetzen des Gelernten – und viel Durchhaltevermögen, immer wieder die kleinen, einfachen Lösungen ins Spiel zu bringen; sei es zum Anfassen in der Fabrik oder beim Projektmanagement. „Einfach“ lohnt sich. Bleiben Sie dran!